Die katholische Pfarrei in Beirut kümmert sich um Kriegsflüchtlinge.
Der Libanon ist jetzt Schauplatz eines Krieges geworden, mit denen die Libanesen eigentlich nichts zu tun haben. Seit den starken Angriffen auf den Süden des Libanons, verlassen die Familien dort fluchtartig ihre Häuser und suchen Schutz in Beirut. Die Medien berichten über weit mehr als eine Millionen Flüchtlinge, die nun buchstäblich auf den Straßen gelandet sind.
Pére Richard Abi Saleh, der leitende Pfarrer meiner Heimatgemeinde St. Maron, die im Zentrum Beiruts liegt, berichtet von chaotischen Zuständen: „Überall auf den Straßen leben vor allem Frauen und Kinder, die ohne Hab und Gut gestrandet sind. Es sind so viele verzweifelte, traumatisierte, verängstigte, hungrige Menschen. Ohne Schutz gegen Kälte und Regen, in den Ohren die ständigen Explosionen, die den Süden Beiruts erschüttern. Diese Menschen haben buchstäblich nichts. Ich kann und will nicht unterscheiden, welche Religion jemand hat. Ein Mensch, der Hilfe braucht, dem helfen wie, so gut wir können“, berichtete Père Richard mir persönlich am Telefon. Er hat mittlerweile ein Team zusammengestellt, das die Hilfe koordiniert und anpackt.
Die Menschen brauchen Kindermilch, Decken, Kleider, warme Mahlzeiten, ein Dach über dem Kopf, und die Gelegenheit, sich zu Waschen. Die Frauen der Gemeinde kochen jetzt täglich für die Flüchtlinge. Sie versorgen sie mit den Kleidern. Bereits 65 Flüchtlingsfamilien konnten sie in eine feste Unterkunft vermitteln. Die Vorräte, die die sozial engagierte Gemeinde seit der Explosion des Hafens vor zwei Jahren, für die wöchentliche Versorgung von sozial Schwachen vorhält, sind nahezu aufgebraucht, die Kleiderkammer fast leer. „Es ist nicht der Einsatz rund um die Uhr, der uns zu schaffen macht, sondern unsere begrenzten finanziellen Mittel. Es sind so viele Schicksale und wir können nicht mehr helfen, weil wir fast nichts mehr haben“, schreibt Père Richard in seiner letzten WhatsApp. Vom libanesischen Staat ist keine Hilfe zu erwarten, da dieser Bankrott und nahezu handlungsunfähig ist. Die großen Hilfswerke halten sich angesichts der Kriegssituation zurück.