Balkonkraftwerk – leicht montiert, hat sich schnell rentiert

Heißt es auch bei Ihnen dieses Jahr "Wir schenken uns nichts?" Sollten Sie doch noch was Sinnvolles fürs Fest suchen, dann denken Sie doch mal über ein Balkonkraftwerk nach. Denn mit ihrer eigenen Photovoltaik-Anlage schenkt Ihnen die Sonne ganz viel Energie. So schreiben Sie schon bald schwarze Zahlen. Wir haben uns die Kleinst-Kraftwerke einmal etwas näher angeschaut.

Zwei Männer montieren eine Photovoltaik-Panel an einer Balkonbrüstung.

Während der Anteil an Treibhausgasen in der Atmosphäre kontinuierlich ansteigt, scheint im vergangenen Jahr vielerorts ein mentaler Durchbruch stattgefunden zu haben. Auch wenn die Strompreise wieder etwas gefallen sind, produzieren immer mehr Menschen ihren eigenen Strom. Ob hinter diesem Phänomen eine verstärkte Sorge ums Klima steckt oder doch eher kaufmännische Rechenkunst, sei dahingestellt. Von Januar bis Oktober wurden in Deutschland laut Bundesnetzagentur Photovoltaik-Anlagen mit einer Spitzenleistung (Peakleistung) von knapp 12 Gigawatt neu installiert. Auch wenn sich der massive Zubau der ersten Jahreshälfte aktuell wieder etwas abgeschwächt hat, betrug die installierte Peakleistung per Ende Oktober bereits über 79 Gigawatt.

Wie lassen sich diese Zahlen gemessen am gesamten Strommarkt einordnen? Nach einer gängigen Faustformel generiert jede installierte Anlage im Laufe eines Jahres ungefähr das 1.000-fache ihrer Peakleistung. Der deutsche Strommarkt hat ein Volumen von rund 500 Terawattstunden, also umgerechnet 500.000.000.000 Kilowattstunden (Stand 2022). Nach dieser Rechnung stammen bereits jetzt deutlich mehr als 15 Prozent des hierzulande verbrauchten Stroms aus Photovoltaik-Anlagen. Nach vorläufigen Berechnungen stieg der Anteil aller Erneuerbaren 2023 um 5 Prozentpunkte auf nunmehr 52 Prozent, Tendenz weiter steigend.

Dementsprechend positiv sind die Auswirkungen auf die CO2-Emissionen. Überschlägig wird die CO2-Intensität des deutschen Strommixes 2023 um knapp 10 Prozent auf etwa 440g/kWh sinken. Entgegen häufig geäußerter Meinungen ist der Trend zur erneuerbaren Stromerzeugung global. Eine im Sommer veröffentlichte Studie prognostiziert weltweit 270 Gigawatt/Peak neu installierte Leistung. Hier schlägt insbesondere China zu Buche.

Kleckern statt Klotzen

Während in der Vergangenheit der Fokus auf Dach- oder Freiflächenanlagen lag, macht mittlerweile ein neues Segment der Photovoltaik große Fortschritte. Die Rede ist von den sogenannten Balkonkraftwerken. Das lässt sich jedenfalls aus der Resonanz in Testzeitschriften sowie der Vermarktung in Discountermärkten und dem Onlinehandel festmachen. Im Grunde reicht es aber auch, sich in der Nachbarschaft umzuhören und umzuschauen, um eine Vorstellung von der steigenden Beliebtheit der Kleinkraftwerke zu bekommen. Balkonkraftwerke sind kleine Photovoltaikanlagen mit einem oder zwei Modulen. Per Mikrowechselrichter wird die erzeugte Gleichspannung in Netzspannung umwandelt und direkt in das häusliche 230V-Stromnetz eingespeist.

Während Unternehmen und Verbraucher oftmals nach der Devise „Klotzen statt kleckern“ verfahren, sind Balkonkraftwerke ein klares Gegenmodell. Die derzeit verbreiteten Kleinanlagen haben eine Leistung von maximal 600 Watt. Damit steuern Balkonkraftwerke in der Regel einen Teil des benötigten Stroms bei, sind aber zu klein, um den gesamten Bedarf zu decken. Attraktiv ist die Methode „Kleckern statt Klotzen“ trotzdem: Denn auch der Anschaffungspreis der Anlagen hält sich in Grenzen. Legt man aktuelle Strompreise zugrunde, amortisieren sich die Balkonkraftwerke daher innerhalb weniger Jahre. Zumal einerseits seit 2023 keine Mehrwertsteuer mehr auf die Geräte erhoben wird, andererseits der Strompreis aufgrund höherer Netzentgelte steigen dürfte.

Schnell montiert, stark reglementiert

Balkonkraftwerke haben gegenüber den anderen Anlagentypen diverse Vorteile. Mit Kosten im dreistelligen Bereich sind sie für viele Menschen bezahlbar. Fast noch wichtiger ist, dass man kein großes Haus oder ausgedehnte Flächen braucht, um seine eigene Anlage montieren zu können. Eine Balkonbrüstung oder eine andere vergleichbare Stellfläche reichen aus. Das erweitert den Kreis der Nutzer erheblich. Zumal Module von Markenherstellern mittlerweile mit Aufstellbedingungen zurechtkommen, die nicht optimal sind. Das betrifft sowohl den Winkel, in dem das Modul montiert wird, als auch die Himmelsrichtung.

Ein weiterer Vorteil von Balkonkraftwerken: Diese sind recht einfach zu montieren, meist auch ohne Fachbetrieb. Eine Anmeldung bei der Bundesnetzagentur und dem Netzbetreiber ist (derzeit noch) erforderlich. Die Dichte an Regelungen, die dabei zu beachten sind, hat in der Vergangenheit viele Menschen abgeschreckt. Hier waren die Vorschriften bei vielen europäischen Nachbarn und auch auf EU-Ebene deutlich verbraucherfreundlicher. Zuletzt kam aber Bewegung in die deutsche Gesetzgebung. Wer sich also für ein Balkonkraftwerk interessiert, darf hoffen, dass sich die Rahmenbedingungen weiter verbessern. 

Folgende Knackpunkte sollen schon bald ausgeräumt bzw. gelockert werden:

  • die Beschränkung auf 600 Watt (in der EU 800 Watt),
  • die Notwendigkeit zur Errichtung einer speziellen Einspeisesteckdose
  • die Anmeldepflicht (beim Netzbetreiber)
  • die Möglichkeit des Vermieters, dem Einbau zu widersprechen

 

Auf Qualität achten

In den vergangenen Monaten sind die Preise für Balkonkraftwerke nochmals drastisch gesunken. Einzelne Sets werden bereits ab 300 Euro verkauft. Das klingt erfreulich, ist aber nicht ohne Tücken. Denn zunehmend kommen Anlagen minderer Qualität auf den Markt, die dem kritiklosen Käufer potenziell viel Frust bereiten können oder sogar gefährlich sind. In den vergangenen Wochen kam heraus, dass einige Massenhersteller von Mikrowechselrichtern wichtige Sicherheitsfeatures eingespart haben.

Vor einer Kaufentscheidung empfehlen wir deshalb unbedingt eine Internetrecherche, um diesbezüglich die richtige Wahl zu treffen. Per 19.12.2023 listet die Datenbank von Akkudoktor.net immerhin 20 empfehlenswerte Geräte. (Link siehe unten)

Verzögert hat sich leider die Beschlussfassung des Bundestages zu den angesprochenen bürokratischen Erleichterungen. Ankündigungsgemäß soll diese nun in den ersten Wochen des neuen Jahres stattfinden. Dem erfolgreichen Start in ein sonniges Jahr 2024 sollte dann nichts mehr im Wege stehen.

 

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  • Die Zeitschrift Computerbild hat einige Modelle getestet.
  • Das Internet-Portal Akkudoktor.net listet und bewertet Produkte in seiner Datenbank.
  • Das Netzwerk Bündnis Bürgerenergie setzt sich für für erneuerbaren Energien ein - mit Workshops, Seminaren und aktuellen Infos zu Technik und Gesetzen.
  • Die Forschungsgruppe Solarspeichersysteme der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin hat einen Rechner für PV-Anlagen ins Netz gestellt. Hier können Sie Ihre potenzielle Ersparnis berechnen.
  • Beim Verbraucherportal Energiemagazin.com finden sich viele Informationen zum Thema.