Herr Peters, Herr Vetter, seit dem Jahresanfang beraten sie gemeinsam zwei Steyler Fonds: den Rentenfonds sowie unseren Mischfonds. Wie würden Sie einem Privatanleger Ihre Aufgabenteilung erklären?
Thorsten Vetter: Wir arbeiten grundsätzlich als Team und sprechen alle Allokationen und die Selektion von Einzeltiteln miteinander ab. Aufgrund der Historie deckt dabei Elmar etwas stärker die Aktienseite ab, während ich mich etwas stärker auf die Anleihen konzentriere.
Sie sind beide sehr erfahrene Fondsmanager. Können Sie uns etwas mehr über Ihren Werdegang erzählen?
Peters: Meine Karriere begann bei der Commerzbank. Anschließend war ich zehn Jahre beim Bankhaus Lampe tätig und später 13 Jahre bei Flossbach von Storch. Hier habe ich das Multi-Asset Team geleitet und war Co-Manager des Flossbach von Storch Multiple Opportunities. Durch meine verschiedenen Aufgaben habe ich auch viel Erfahrung mit Stiftungsfonds sammeln können.
Vetter: Meine Tätigkeit in der Finanzbranche begann bei einem Family Office. Danach war ich 22 Jahre lang in verschiedenen Positionen bei Flossbach von Storch tätig. Unter anderem habe ich dort den Fixed Income-Bereich aufgebaut. Zuletzt habe ich vor allem Wandelanleihenfonds und weitere Fixed Income-Produkte verwaltet.
Wie entstand die Idee, das gewohnte Umfeld zu verlassen und gemeinsam eine Fonds-Boutique zu gründen, die Praemium Capital GmbH?
Vetter: Die Idee ist nicht von heute auf morgen entstanden, sondern über einen längeren Zeitraum gereift. Das war also ein längerer Prozess. Als ich bei Flossbach anfing waren wir zehn Mitarbeiter, zuletzt deutlich über 300. Damit haben sich die Strukturen und auch die Arbeitsteilung deutlich verändert. In einer kleinen Boutique sind die Freiheitsgrade dagegen deutlich höher. Dahin wollten wir zurück.
Peters: Ja, die Aussicht auf mehr Gestaltungsspielraum war ein wichtiger Faktor.
Ist das eine große Umstellung gegenüber Ihren vorherigen Aufgaben?
Elmar Peters: Bezüglich des eigentlichen Portfoliomanagements eher weniger. Die große Änderung kommt eher durch die veränderten Strukturen, in den wir nun arbeiten. Früher hatten wir ein deutlich größeres Team, in dem wir Investmentideen diskutiert haben. Jetzt sind wir ein Duo, das die Fäden in der Hand hat und Entscheidungen trifft. Das bedeutet allerdings nicht, dass wir nun zu Einzelkämpfern geworden sind. Mit unserer Boutique sind wir ja Teil der SQUAD Fonds-Plattform von Discover Capital. In diesem Verbund unabhängiger Boutiquen gibt es einen regen Austausch bezüglich guter Investmentideen. Wir fühlen uns also als Teil der Discover-Familie in dieser Hinsicht gut aufgehoben.
Bei SQUAD Fonds trafen Sie dann auch auf einen alten Bekannten, ihren ehemaligen Kollegen Oliver Morath. Welchen Anteil hat er am Neuanfang?
Peters: Wir kennen Oliver seit Jahren und haben vertrauensvoll und erfolgreich mit ihm zusammengearbeitet. Es war aber nicht nur Oliver, wir kannten auch Stephan Hornung, den Gründer von Discover Capital bereits seit Jahren. Das gibt von Anfang an ein gutes Gefühl. Zudem haben wir bei der Gründung durch diese Verbindung viel Unterstützung bekommen, was das Projekt deutlich vereinfachte.
Ich denke, als Fondsberater möchte man sich vor allem mit den Anlagen beschäftigen. Doch als Selbständiger müssen Sie einiges drumherum im Blick behalten, also vieles selbst machen. Wie kriegen Sie es hin, sich trotzdem voll auf die Wertanlagen zu fokussieren?
Vetter: Hier hilft genau die Kooperation mit Discover Capital. Wir mussten uns dadurch nicht um Büro und IT kümmern. Zudem übernimmt Oliver mit seinem Team den Vertrieb. Damit können wir uns auf das konzentrieren, was uns wirklich Spaß macht: Das Portfoliomanagement und die Suche nach guten Investmentopportunitäten.
Wie kam es zur Verbindung mit der Steyler Fair Invest?
Peters: Das war auch eine Sache des Timings. Die Steyler Bank hatte ja den Wunsch, eine Veränderung beim Management der Fonds umzusetzen. In diesem Zusammenhang hatten Sie unter anderem Gespräche mit der Discover Capital geführt. Von dort kam dann der Impuls, sich zusammenzusetzen.
Hatten Sie sofort das Gefühl, das passt? Oder mussten Sie sich erstmal auf den speziellen Steyler Blick auf den Finanzmarkt einstellen?
Vetter: Wir haben bereits vorher Mandate von kirchlichen Trägern mit besonderen Anlagerichtlinien verwaltet. Von daher war es nicht neu. Der Steyler Ansatz ist jedoch wirklich speziell, oder besser gesagt: konsequenter als andere. Daher mussten wir im Vergleich zu anderen Mandaten durchaus einige Dinge anders umsetzen. Solche Herausforderungen machen den Beruf aber gerade spannend.
Was hat Sie schließlich überzeugt?
Peters: Zum einen das Steyler Team, weil wir schnell merkten, dass die Chemie stimmt. Zum anderen das Gefühl, mit einem Fondsinitiator zusammenzuarbeiten, der Nachhaltigkeit ernst nimmt.
Vetter: Verbunden mit der Tatsache, dass wir innerhalb dieses konsequenten Nachhaltigkeitsansatzes hohe Freiheitsgrade bezüglich der Positionierung finden. Das war ja genau das, was wir suchten.
Wenn man erlebt, wie Sie über Investments reden, merkt man schnell: Sie beide haben eine große Lust in die Tiefe zu gehen. Ich erinnere mich da an eine Aussage von Ihnen, Herr Peters, die lautete: ‚Wir analysieren jedes Unternehmen, das eine Anleihe begibt, als wollten wir den ganzen Laden übernehmen…‘
Peters: Uns geht es nicht darum Risiken zu vermeiden, sondern diese sauber zu analysieren und gezielt zu investieren, wenn die potenziellen Chancen die Risiken deutlich überwiegen. Die Tiefe bekommt man nur mit einer überschaubaren Titelanzahl im Portfolio hin. Deshalb nehmen wir immer im Kopf die Position eines Eigentümers ein und schauen genau hin.
Und wie würden Sie Ihren persönlichen Ansatz beschreiben, Herr Vetter?
Vetter: Die Denke, die Anlagephilosophie ist bei uns beiden identisch. Wir haben keinen reinen Qualitätsansatz. Qualität kann auch mal zu teuer sein. Wir suchen eher die Opportunitäten am Markt. Bei Unternehmen schauen wir uns immer das Geschäftsmodell genau an und entscheiden dann je nach Fall, was das attraktivste Investment ist: Also ob wir auf die Aktie, eine Anleihe, eine Wandelanleihe oder eine Optionsstrategie setzen. Bei Anleihen ist vor allem die Erwartung bezüglich Zins- und Spreadentwicklung entscheidend. Deshalb vergleichen wir zum Beispiel regelmäßig, was die Notenbanken sagen bzw. was aus deren Positionierung folgen könnte mit dem, was bereits am Markt eingepreist ist. Daraus ziehen wir unsere Schlüsse für die Positionierung im Fonds.
Gegenüber Ihrer letzten beruflichen Station: Was sind die größten Veränderungen? Worauf freuen Sie sich am meisten?
Peters: Wie schon erwähnt: Ganz klar die größeren Freiheitsgrade. Das ist wie die Rückkehr auf die „große Spielwiese“. Unabhängig von der Assetklasse und unabhängig von der Unternehmensgröße können wir das jeweils sinnvollste Investment auswählen.
Was haben Sie beide mit den Steyler Fonds vor?
Vetter: Wir werden diese im Rahmen der Vorgaben der Steyler Bank an unserer Anlagephilosophie ausrichten. Das bedeutet auf der Aktienseite zum Beispiel mehr kleine und mittelgroße Unternehmen. Auf der Anleiheseite ergänzen wir das Portfolio mit mehr Wandelanleihen, Hybridanleihen und Sub Investment Grade-Qualitäten.
Wie sehen die ersten Wochen als Steyler Fondsberater aus, was waren die ersten wichtigen Veränderungen?
Peters: Wir haben begonnen, unsere Favoriten auf der Aktien- und der Anleiheseite für die Fonds zu erwerben. Im Gegenzug haben wir andere Titel verkauft. Dabei haben wir bereits die Titelanzahl reduziert. Das wird sich in den nächsten Wochen noch fortsetzen. Damit bekommen die Fonds mehr Profil und sind klarer ausgerichtet. Bei den Anleihen haben wir aufgrund des steigenden Trends bei den Renditen die Duration vorerst noch etwas reduziert.
Vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch.