Olpe im Sauerland: 25.000 Einwohner, Heimat der Franziskanerinnen von der ewigen Anbetung. Hier wurde der Orden 1863 gegründet, und hier ist bis heute das Mutterhaus der Gemeinschaft: Mehr als 200 Meter breit, geformt wie ein Schiff und überragt von der bunt verglasten Kuppel der Kirche. Es ist Zuhause für 19 Schwestern und geistliches Zentrum des Ordens mit rund 350 Schwestern.
Der Komplex ist groß, da er zugleich Lebensort der Schwestern, Tagungs- und Exerzitienhaus sowie Verwaltungssitz ist, aber er ist keineswegs protzig. Alles andere würde Schwester Veronika Fricke auch kaum gefallen. Schließlich folgt die Ordensfrau dem Ideal der Armut, so wie der heilige Franz von Assisi es vor 800 Jahren vorgelebt hat. Dennoch ist die 61-Jährige den Umgang mit großen Zahlen gewohnt. Als Provinzökonomin ist sie für die Finanzen und Immobilien des Ordens in Deutschland verantwortlich.
„Wir bauen gerade um, aktuell läuft der vierte Bauabschnitt“, erzählt die Ordensfrau. Nach sechs Jahrzehnten war eine Sanierung fällig. Außerdem werden weitere Büros gebraucht, denn das Gebäude ist seit 2012 Sitz der gemeinnützigen Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe (GFO). Sie belegt drei Halbetagen des Mutterhauses. Zur GFO gehören 100 Einrichtungen mit 15.000 Mitarbeitenden, darunter allein zwölf Kliniken. „Die Mitarbeitenden kommen gerne in das Mutterhaus nach Olpe, um das Erbe der Franziskanerinnen zu entdecken und zu spüren.“
Das Leben in der Ordensgemeinschaft gleicht oft einem Spagat: zwischen Armutsgelübde und unternehmerischer Verantwortung, zwischen weltlichen Dingen und der Welt des Glaubens. Genau das hat die 61-Jährige schon immer fasziniert: „Ich bin in den Orden eingetreten, weil ich hier gleichzeitig eine lebendige Gemeinschaft, Raum für Gebet und soziales Engagement fand.“
Typische Herausforderung für Ordensgemeinschaften
Die Situation der Franziskanerinnen in Olpe ähnelt der manch anderer Ordensgemeinschaft. Groß geworden in einer Zeit kirchlichen Aufbruchs, hat man zahlreiche Standorte gegründet und viele Aufgaben übernommen. Im Falle der Franziskanerinnen sind dies neben den Kliniken auch Schulen und Kindergärten, Pflegezentren und sozialpädagogische Einrichtungen. „Die GFO verbindet professionelle und hochwertige Leistungen mit christlichen Werten“, heißt es selbstbewusst auf ihrer Website. Doch wie soll eine Gemeinschaft, die schnell älter wird und zahlenmäßig abnimmt, all diese Aufgaben noch stemmen? Viele Schwestern sind längst im Rentenalter oder gar hochbetagt.
Die Franziskanerinnen von Olpe haben früh die Weichen gestellt, um diesen Herausforderungen gerecht zu werden. Bereits 1902 fassten sie alle karitativen Einrichtungen in einer gemeinnützigen GmbH zusammen, dem Vorläufer der GFO. So wurden die Finanzen von Orden und Unternehmen rechtlich und organisatorisch getrennt. Eine zu der Zeit bahnbrechende Entscheidung. 1995 ordneten die Franziskanerinnen die Gesellschafterstruktur neu. Hauptgesellschafter ist seither eine kirchliche Stiftung. Sie trägt den Namen der Gründerin Maria Theresia Bonzel. Der Orden blieb Minderheitsgesellschafter. Als Provinzökonomin hat Schwester Veronika einen Sitz im GFO-Aufsichtsrat, trägt also auch Verantwortung für die Unternehmen. In erster Linie kümmert sie sich jedoch um die Belange des Ordens.
Ein schmerzhafter Lernprozess
„Für viele Schwestern waren diese organisatorischen Veränderungen ein schmerzhafter Prozess“, sagt Schwester Veronika. Man muss loslassen können. „Ich selbst habe aber einen positiven Blick darauf: Wir geben unser Erbe weiter.“ Die Ordensfrauen haben sehr viel Verantwortung abgegeben und in die Hände von Fachleuten gelegt. „Aber wir setzen alles daran, dass der franziskanische Geist in den Einrichtungen erfahrbar bleibt, auch wenn nur noch wenige Schwestern dort präsent sind.“
Schon lange ist es nicht mehr möglich, dass in allen Krankenhäusern und sonstigen Einrichtungen Olper Schwestern arbeiten. Auch Schwester Veronika, die eigentlich Sozialpädagogik studiert hat, musste sich aus gesundheitlichen Gründen aus diesem Dienst zurückziehen und wurde stattdessen Provinzökonomin. Eine Aufgabe, die sie als Dienst für ihre Mitschwestern sieht, die ihr aber auch Spaß macht. Um der neuen Verantwortung gerecht zu werden, absolvierte sie ab 2005 ein Studium der Betriebswirtschaftslehre. Thema der Abschlussarbeit: „Nachhaltige Geldanlage am Beispiel von Mikrofinanzen“. „Mir ist es wichtig, dass die Ökonomie im Orden bleibt“, sagt sie. Bei anderen Orden hat sie beobachtet, dass das Thema Finanzen schon mal Probleme bereitet. Nicht selten ist die Verantwortung bei einem Ordensmitglied, das fachlich nicht optimal vorbereitet ist, oder aber die Stelle wurde extern besetzt, weshalb die Verankerung in den besonderen Werten und Prägungen der Ordensgemeinschaft nicht immer eins zu eins gegeben ist. Noch so ein Spagat.
Christliche Werte auch in Finanzfragen
In Sachen Finanzen folgt die Ordensfrau Idealen, ohne ideologisch zu werden. Man kann sagen, dass ihr BWL-Studium sie geerdet hat. Eigentlich hatte sie Sympathien für den Gedanken, Wirtschaft und Wachstum zu entkoppeln, um den stetig steigenden Ressourcenverbrauch zu bremsen. „Seit meinem Studium bin ich sehr viel nachdenklicher geworden.“ Ökonomische Vernunft ist ihr auch wichtig.
Dennoch lässt sie keinen Zweifel daran, dass der Umgang mit Geld zu den Werten der Franziskanerinnen passen muss. „Nachhaltigkeit ist ein Thema, dem sich ein Orden stellen muss, insbesondere eine franziskanische Gemeinschaft.“ In ihrer Gemeinschaft hat sie Anlagerichtlinien eingeführt, die diese Werte spiegeln. Dafür hat sie sich Anregungen im kirchlichen Raum geholt. Ausgeschlossen sind Investitionen in Atomstrom, die Spekulation mit Lebensmitteln und vieles mehr. Im Orden hat sie für diese Anliegen die volle Rückendeckung, obwohl sich naturgemäß nur wenige Mitschwestern näher in diesen Themen auskennen.
Verlässliche Partner sind wichtig
Bei der nachhaltigen Geldanlage ist die Ordensfrau außerdem auf verlässliche Partner angewiesen. Sich selbst auf die Suche nach Geldanlagen zu machen, die den Anlagerichtlinien entsprechen – dafür reicht ihre Zeit nicht. Umso wichtiger ist ihr, mit Partnern zu arbeiten, denen sie vertraut, allen voran kirchliche Institute. Einer dieser Partner ist die Steyler Ethik Bank.
Wichtig ist ihr auch die persönliche Beratung. „Wenn ich das Gefühl habe, dass mir jemand nur was verkaufen will, ist das ein K.O.-Kriterium.“ Sie kann auch Nein sagen. „Bei der Wahl zwischen 3 % und 4 % Rendite kommt mir eher der Gedanke: Wo ist der Haken bei den 4 %?“ Geldanlagen müssen sicher sein. Schließlich hat sie als Provinzökonomin eine große Verantwortung für ihre Gemeinschaft.
Schwester Veronika ist stolz, dass ihr von Dienstleistern eine gute Performance bescheinigt wurde. Die aber kommt nicht von ungefähr. „Wären wir auf jeden Zug aufgesprungen, der uns angeboten wurde, stünden wir heute anders da.“ Nachhaltige Kriterien und die Orientierung an Anlagerichtlinien helfen auch, manche Risiken zu vermeiden.
Dieser Artikel erschien zuerst im Nachhaltigkeitsreport 2024. Den gesamten Report können Sie hier herunterladen: www.steyler-fair-invest.de/report (PDF).