Die Steyler Fair Invest - Equities hält seit vielen Jahren Aktien der Koninklijke Philips NV, doch aufgrund einer aktuellen Kontroverse ziehen wir nun die Konsequenzen und verkaufen unsere Anteile. Auslöser ist ein gravierendes Fehlverhalten bei der Konzerntochter Philips Respironics / Philips RS North America LLC, die Geräte für Schlaf- und Atemwegstherapien herstellt.
Im April 2021 warnte die US-amerikanische Behörde für Lebens- und Arzneimittel (FDA - US Food and Drug Administration), dass sich der Dämmschaum in einem Beatmungsgerät von Philips zersetze. Dies könne zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen.
Berichte über mögliche tödliche Folgen
Im Zeitraum von April 2021 bis März 2023 erhielt die FDA über 105.000 medizinische Berichte zu Philips-Produkten, die mit verschiedenen Gesundheitsbeeinträchtigungen bis hin zur Todesfolge in Verbindung gebracht wurden.
Untersuchungen der FDA brachten ans Licht, dass Philips bereits seit mindestens 2015 über die Mängel an dem Produkt informiert war. Dennoch rief das Unternehmen weder Geräte zurück noch änderte es das Produktdesign. Die FDA bemängelte unter anderem die unzureichenden Bemühungen von Philips, alle Kunden über das Gesundheitsrisiko zu informieren und die Produkte vollumfänglich zurückzurufen. Außerdem gab die FDA im Februar 2023 eine weitere Warnung zu Produkten aus, die Philips bereits hatte reparieren lassen.
US-Behörde greift hart durch
Im April 2023 erließ die FDA einen Rückruf der schwerstwiegenden Stufe für diese Produkte. Es wurden sowohl strafrechtliche als auch zivilrechtliche Verfahren eingeleitet.
Für den Anlagerat steht fest, dass Philips seiner sozialen Verantwortung nicht gerecht geworden ist. Das Unternehmen verstieß sowohl gegen die Initiative für nachhaltige und verantwortungsvolle Unternehmensführung der Vereinten Nationen (UN Global Compact) als auch gegen die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen in Bezug auf Konsumenteninteressen. All dies widerspricht den Steyler Investitionsgrundlagen, weshalb wir uns von Philips trennen.
Korruptionsvorwürfe gegen ABB
ABB Ltd. ist ein schweizerisches Technologieunternehmen, in das wir aufgrund seiner guten Nachhaltigkeitsperformance ebenfalls schon seit Jahren investieren. Im Dezember 2022 traf ABB mit den Behörden der USA, der Schweiz und Südafrikas eine Vereinbarung zur Aufschiebung einer Strafverfolgung. Gegenstand war der Vorwurf von Bestechungsgeldern, die ABB Ltd. zwischen 2015 und 2017 gezahlt haben soll. Das Geld floss demnach an einen hochrangigen Mitarbeiter des südafrikanischen Unternehmens Eskom Holdings SOC Ltd., einem staatlichen Stromversorger.
Führungskräfte der Schweiz, Deutschlands und Südafrikas sollen Drittdienstleister genutzt haben, um die Bestechungsgelder weiterzuleiten und im Gegenzug einen 160-Millionen-US-Dollar-Vertrag für Installationsarbeiten von Eskom zu erhalten. Bei der Ausarbeitung der Vereinbarung zur Strafverfolgungsaufschiebung erklärte sich ABB bereit, seine Schuld einzugestehen und eine Strafe in Höhe von 327 Millionen US-Dollar zu zahlen, damit das Verfahren beigelegt wird.
Klare Sachlage durch Schuldeingeständnis
Aufgrund des Schuldeingeständnisses steht fest: Das Unternehmen hat gegen die OECD-Konventionen zur Bekämpfung von Bestechung ausländischer Amtsträger im internationalen Geschäftsverkehr sowie die UN-Konventionen gegen Korruption verstoßen. Auch die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen wurde missachtet, konkret das Ziel Nr. 16, welches unter anderem zur Verminderung von Korruption und Bestechung in jeglicher Form aufruft.
ABB ließ im Engagementverfahren verlauten, dass es Konsequenzen aus diesen Vorfällen gezogen habe. So seien alle beteiligten Mitarbeiter entlassen und interne Kontrollmechanismen sowie Richtlinien verbessert worden. Sollte sich zeigen, dass die Richtlinien und Kontrollmechanismen wirken und eingehalten werden, kann über ein neuerliches Investment nachgedacht werden. Zunächst werden die ABB-Anteile aber verkauft.