Allein zwischen den Sommern 2019 und 2020 wurde eine Fläche in der Größe von Jamaika für immer zerstört: 11.088 km2 Regenwald wurden zu Acker- und Weideflächen. Wo vorher eine unfassbare Artenvielfalt herrschte, regieren nun Monokulturen.
Getrieben wird die Zerstörung des Weltnaturerbes durch den unstillbaren Hunger der Welt auf Rindfleisch, Getreide und tropische Hölzer. Ermöglicht wird die Zerstörung aber auch durch die Regierung des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro. Dieser will Wirtschaftswachstum um jeden Preis. Amazonien ist hierbei eine Schlüssel-Ressource.
Die Regierung Bolsonaro hat die Macht, Spiel mit dem Feuer zu stoppen und Amazonien als Lunge der Welt zu bewahren. Genau dieses Anliegen bewegt eine Allianz aus 93 katholischen Institutionen aus 18 Ländern. Geführt wird sie von der Bank für Kirche und Caritas (BKC), der brasilianischen Bischofskonferenz (CNBB) und dem katholischen Klimaschutznetzwerk Global Catholic Climate Movement (GCCM). Selbstverständlich ist auch die Steyler Ethik Bank mit an Bord.
In einem Brief an hochrangige Regierungsvertreter, darunter Präsident Jair Bolsonaro und sein Stellvertreter Hamilton Mourão, wird die Regierung zu einem Dialog mit Investoren eingeladen. Ziel ist es, den Amazonasregenwald und seine indigenen Bewohner besser vor Landraub, unkontrollierten Rodungen und Waldbränden zu schützen.
Acht Forderungen zum Schutz Amazoniens
Die 93 Institutionen, darunter die Steyler Ethik Bank, stellen in dem Brief acht Forderungen auf:
- Erstens sollen die Umweltschutzgesetze in Brasilien verschärft werden, sodass die Rodung des Regenwaldes erschwert und nur unter Einhaltung definierter Standards möglich ist.
- Zweitens soll die Einhaltung der Gesetze konsequenter überwacht werden, sodass Landraub verhindert und illegale Rodungen schneller erkannt und gestoppt werden.
- Drittens soll ein Plan zum Schutz des Regenwaldes erstellt werden, dessen Umsetzung anhand von messbaren Zielen nachverfolgt werden kann.
- Ein vierter Baustein ist der Ausbau der Feuerwehr und des brasilianischen Umweltministeriums in Amazonien. Beide Akteure spielen für die Bewahrung des Waldes eine entscheidende Rolle. Die Feuerwehr kann das Ausmaß von Waldbränden begrenzen, das Umweltministerium ist die Stimme des Regenwaldes im Gesetzgebungsprozess.
- Fünftens sollen Nichtregierungsorganisationen frei arbeiten können, ohne mit Restriktionen belegt zu werden. Der brasilianische Präsident hetzte in der Vergangenheit gegen Nichtregierungsorganisationen und entzog ihnen Gelder, mit denen sie dem Amazonas eine Stimme gaben.
- Auch für die indigenen Völker Amazoniens soll es eine größere Rechtssicherheit geben, so sollen die Rechte indigenen Bevölkerung auf Land und Schutz vor Eingriffen in ihre Lebensweise gestärkt werden.
- Außerdem soll geraubtes Land ersetzt oder dem rechtmäßigen Nutzer wieder zur Verfügung gestellt werden. Dieser Prozess soll möglichst offen und transparent stattfinden.
- Die achte und letzte Forderung verlangt die Aufforstung eines Teils der entwaldeten Flächen.
Geld bewegt die Welt
Der Schutz des Regenwaldes ist seit mittlerweile Jahrzenten eine der prominentesten Forderungen, wenn es um Klima- und Naturschutz geht. Nicht erst seit den Protesten der Fridays for Future-Bewegung wissen wir, dass es keinen Planeten B gibt, auf den die Menschheit ausweichen kann, wenn die Meeresspiegel steigen und alle Ressourcen verbraucht sind. Durch das Wachstum im Bereich des nachhaltigen Investments sind Forderungen nach mehr und besserem Schutz des Klimas und der Natur jetzt erstmals mit relevanter wirtschaftlicher Macht ausgestattet.
Bleibt zu hoffen, dass die Menge an Stimmen und das dahinterstehende Investitionsvolumen Präsident Bolsonaro zu einem Umdenken bewegen kann. Denn wir sind überzeugt, dass nachhaltiges Wirtschaftswachstum und die Rücksichtnahme auf alle Teile der brasilianischen Gesellschaft, also insbesondere auch auf den indigenen Teil der Bevölkerung, allen eine bessere Zukunft verspricht.
Jan Merbecks