Wie würden Sie Ihren Investmentstil beschreiben?
Ich lasse mich ungern in oft zitierte Schubladen wie Value oder Growth einsortieren. Im Kern meines Ansatzes steht die Annahme, dass Unternehmen, die kein Gewinnwachstum erzielen oder zumindest die Erwartung für außerordentliches Gewinnwachstum entfachen können, keine Überrenditen am Markt erzielen. Für ein solides Gewinnwachstum sind ein gutes Geschäftsmodell, eine herausgehobene Wettbewerbspositionierung und ein starkes Management-Team unabdingbar. Hier liegt mein Fokus.
Welche Akzente setzen Sie?
Ein sehr wichtiger Aspekt – speziell für die ethisch-ökologisch geprägte Kapitalanlage – ist es, dass wir keine sozialromantischen Investments betreiben. Bei jedem noch so ökologischen Unternehmen muss klar sein, dass auch eine Absicht besteht, für den Investor einen guten Ertrag zu erzielen. Geld wird sich immer den Weg hin zur besten Investition unter Risiko-Rendite-Gesichtspunkten suchen – da darf man sich nichts vormachen. Ziel muss es sein, dass besonders viel in sinnvolle Unternehmen investiert wird. Idealerweise trocknen so Unternehmen, die unseren Planeten nicht weiterbringen, im wahrsten Sinne des Wortes aus.
Wie unterscheiden sich Ihre Methoden von denen der Wettbewerber?
Wir fokussieren immer auf das einzelne Unternehmen und auf das Ergebnispotenzial, das ein Geschäftsmodell entfalten kann. Entsprechend „kleben“ wir nicht an vorgegebenen Indizes. Ein Investment hängt immer von einer 360-Grad-Analyse von Management, Finanzen, Geschäftsmodell, Bewertung und Wachstum ab. Die Ergebnisse werden in den aktuellen Kontext der Marktbedingungen eingebettet und letztendlich wird über die Größe des Investments entschieden.
Drücken Sie bei der Analyse auch schon mal ein Auge zu, wenn es um nachhaltige Geschäftsideen geht?
Wichtig zu wissen ist, dass wir zwar manche Unternehmen wirklich klasse finden, wir aber dennoch keine Lieblingsaktien haben. Wenn ein Unternehmen daher nicht unsere Renditeerwartungen erfüllen kann, trennen wir uns konsequent von dem Investment. Was ebenfalls zu erwähnen ist: Wir sind stetig auf der Suche nach neuen, interessanten Möglichkeiten, die vielleicht weg vom Mainstream sind und daher von der Masse der Investoren noch nicht entdeckt wurden. Hier haben wir schon die eine oder andere Perle für unsere Portfolios entdeckt.
Der Steyler Aktienfonds hat früher einen hohen Anteil an US-Titeln gehabt, sich zuletzt aber einem klaren Fokus auf Europa verschrieben.
Für mich als Fondsberater steht die Produktklarheit im Vordergrund. Für jeden Anleger soll transparent sein, in welche Richtung das Geld investiert wird. Das gilt sowohl für die jeweilige Region als auch für die inhaltliche ethisch-ökologische Ausrichtung des Fonds.
Wie beeinflusst die Konzentration auf Europa Ihre Arbeit?
Europa ist für mich – bei allen Problemen, die wohl bekannt sind – ein spannender Kontinent mit großartigen Unternehmen, die schon über viele Jahre ihren Mann im internationalen Wettbewerb gestanden haben. Man darf auch nicht vergessen, dass in unserer heutigen globalisierten Wirtschaft der Standort allein noch keine Aussage über die wesentlichen Wachstumsregionen der Unternehmen gibt. Eine Einengung empfinde ich daher nicht.
Sie gestalten erst seit wenigen Wochen die Geschicke des Steyler Fair Invest - Equities mit. Kann man trotzdem schon Ihre Handschrift im gemeinsamen Projekt erkennen?
Ich habe mich im Vorfeld bereits in die Positionierung des Fonds eingearbeitet und mir Gedanken über die Aufstellung gemacht. Mir war es wichtig, von Anfang an am Puls des Fonds zu sein. Über die Handschrift sollten wir aber lieber später im Rahmen eines Rückblickes sprechen. Dazu ist es noch viel zu früh.
Spannende Zeiten an der Börse: Nach Jahren, in denen nicht zuletzt die Notenbanken für immer neue Höhenflüge sorgten, sind wir in sehr unruhigen Fahrwassern unterwegs.
Es stimmt, wir befinden uns aktuell in einem sehr undurchsichtigen Börsenumfeld. Auf der einen Seite stehen die Notenbanken, die fast schon verzweifelt versuchen, die Inflation einzudämmen. Auf der anderen Seite finden sich geopolitische Krisenherde, die immer wieder in das Blickfeld der Investoren geraten. Daneben gibt es noch die Befürchtung vieler Marktteilnehmer, dass ein zu restriktiver Kurs im Rahmen der Zinspolitik zu einer Rezession führen kann. Insofern ist das aktuelle Umfeld extrem spannend und für Investoren auch herausfordernd.
Ist das eine große Bürde, da Sie gerade jetzt den Neuanfang als selbstständiger Fondsberater wagen?
Ich blicke ja inzwischen auf gut 25 Jahre professionelle Investmenterfahrung zurück. Für mich heißt es, auch in diesen Marktphasen einen kühlen Kopf zu bewahren. Mein Erfahrungsschatz hilft mir, die Dinge in den richtigen Kontext einzusortieren und diszipliniert den erfolgreichen Investmentansatz umzusetzen.
Das Motto ist also Ruhe bewahren …
Für Anleger war es in der Vergangenheit auch langfristig immer die bessere Idee, sich bei den Investmententscheidungen nicht von einer sehr schlechten Stimmung an den Märkten negativ beeinflussen zu lassen. Oder anders gesagt: In rosigen Zeiten kann jeder investieren, die besten Erträge erzielt man aber eher, wenn man bei Sturm die richtigen Entscheidungen trifft.
Vielen Dank für das Gespräch.
Hier finden Sie Teil 1 unseres Interviews mit Alexander Mozer.