Sie finanzieren Atomwaffen: Was ethische Anleger wissen müssen

Die Steyler Ethik Bank investiert nicht in Firmen, die Atomwaffen produzieren oder warten. Doch wer genau finanziert die Atomwaffenindustrie? Gemeinsam sind zwei Organisationen dieser Frage nachgegangen. In einer Studie identifizierten sie rund 260 Finanzakteure. Diese sind Geldgeber für 24 Unternehmen, die nukleare Waffen herstellen und warten. Investoren, die vermeiden wollen, dass auch ihr Geld diese Unternehmen finanziert, sollten den Bericht kennen.

Bild einer Atombombe, die auf Geldscheinen liegt: Wer finanziert die Atomwaffenproduzenten - eine Studie schafft Klarheit

Wer finanziert die Atomwaffenproduzenten - eine Studie schafft Klarheit

„Zu hohen Kosten“, so heißt ein gemeinsamer Bericht der Friedensorganisation PAX und der International Campaign to Abolish Nuclear Weapons (ICAN). In ihm geht es um Unternehmen, die Atomwaffen produzieren, sowie um deren Geldgeber. (Hier können Sie die in englischer Sprache verfasste Studie herunterladen: At Great Cost: The companies building nuclear weapons and their financiers) 

Der Bericht enthält aktuelle Zahlen über die finanzielle Unterstützung der Atomwaffenindustrie durch den globalen Finanzsektor. Die Untersuchung listet 260 Finanzinstitute – darunter Banken, Pensionskassen, Versicherungen und Vermögensverwalter – die zwischen Januar 2022 und August 2024 als Geldgeber aktiv waren. Sie finanzierten Unternehmen, die direkt in die Entwicklung, Produktion, Wartung und Lagerung von Atomwaffen involviert sind. 

Diese finanzielle Unterstützung erfolgte unter anderem in Form von Krediten. Außerdem beteiligten sich die Banken an der Emission von Wertpapieren der produzierenden Unternehmen. Beides zusammen ergab im Berichtszeitraum ein Volumen von 270 Milliarden US-Dollar. Zudem hielten die Geldgeber in großem Maß Wertpapiere der Unternehmen. Der Wert dieser Aktien und Anleihen wuchs um 36,7 Milliarden auf zuletzt rund 514 Milliarden US-Dollar. 

Das sind die Produzenten

Die Studie identifiziert 24 Unternehmen, die in den vergangenen Jahren maßgeblich an der Produktion von Atomwaffen beteiligt waren. Heimat der Unternehmen sind die USA, China, Frankreich, Indien, Italien und die Niederlande. Gemeinsam ist ihnen, dass sie an einer Vielzahl von Tätigkeiten beteiligt sind, die gemäß dem Atomwaffenverbotsvertrag (TPNW) als völkerrechtswidrig gelten. Konkret bedeutet dies, dass sie neue Atomwaffensystem entwickeln und produzieren sowie Trägersysteme für Atomwaffen herstellen. Weitere Geschäftsfelder sind Dienstleistungen und Investitionen in die Infrastruktur, die für den Betrieb und die Modernisierung bestehender Nukleararsenale benötigt werden. Besonders profitabel sind diese Geschäfte für Unternehmen wie Northrop Grumman und General Dynamics. Allein durch bestehende Verträge erzielen sie Einnahmen in Höhe von 31 bzw. 24 Milliarden US-Dollar.

Von den Autoren der Studie kritisch hinterfragt wird die Rolle der Finanzindustrie, welche die Arbeit der Unternehmen überhaupt erst möglich macht. Während einige Banken argumentieren, dass Investitionen nicht zwingend für die Atomwaffenproduktion selbst genutzt werden, zeigt der Bericht, dass Kapitalflüsse nicht isoliert betrachtet werden können. 

Die Finanzierung eines Unternehmens bedeutet immer auch eine indirekte Unterstützung seiner gesamten Geschäftstätigkeit. Selbst wenn Mittel zweckgebunden bereitgestellt werden, können sie dennoch dazu beitragen, dass andere finanzielle Ressourcen freigesetzt werden, die dann für die Entwicklung und Produktion von Atomwaffen genutzt werden. Damit wird deutlich, dass Banken, Versicherungen und Pensionsfonds eine entscheidende Rolle dabei spielen, ob diese umstrittenen Waffensysteme weiterhin produziert werden oder ob stattdessen ein wirtschaftlicher Druck zur Abrüstung aufgebaut wird.

Zahl der Geldgeber geht zurück

Dennoch gibt es positive Entwicklungen: Immer mehr Finanzinstitute distanzieren sich von Investitionen in die Atomwaffenindustrie und setzen sich aktiv für eine ethischere Finanzpolitik ein. Laut dem Bericht haben mittlerweile 131 Investoren ihre Unterstützung für den Atomwaffenverbotsvertrag TPNW öffentlich erklärt und fordern, dass dessen Verpflichtungen auch auf den privaten Finanzsektor ausgeweitet werden. Somit ist die Zahl der Finanzinstitute, die nachweislich in Atomwaffenproduzenten investiert sind, seit der letzten Erhebung im Jahr 2021 von 338 auf 260 gesunken. Dies zeigt, dass ethische Investmentstrategien weiter an Bedeutung gewinnen: Ein bewusster Umgang mit Kapital hat Einfluss auf die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.

Auch die Steyler Ethik Bank investiert nicht in Unternehmen, die an der Produktion oder Wartung von Atomwaffen beteiligt sind. Wir sind überzeugt, dass nachhaltige Finanzentscheidungen eine friedlichere Welt fördern. Geld ist nicht neutral – es kann fragwürdige Industrien stützen oder gezielt Mensch und Umwelt zugutekommen. Wer sein Kapital nachhaltig anlegt, stärkt verantwortungsvolle Unternehmen und lenkt sein Geld in nachhaltige Unternehmen. Deshalb haben wir beschlossen, die Initiative von PAX und ICAN zu unterstützen. 

Hintergrund

ICAN ist ein internationales Bündnis mit über 650 Partnerorganisationen in mehr als 110 Ländern. Sitz der „International Campaign to Abolish Nuclear Weapons“, so der volle Name, ist Genf. Das Bündnis fordert eine vollständige weltweite Abrüstung nuklearer Waffen. (www.icanw.org)

PAX ist eine Nichtregierungsorganisation mit Sitz in den Niederlanden, die sich für Frieden und den Schutz der zivilen Bevölkerung in gewalttätigen Konflikten einsetzt. (www.paxforpeace.nl)