Es gibt einen einfachen Grund, warum wir als Finanzinstitut auf ethisch-nachhaltige Werte setzen: Steyler Ordensangehörige setzen sich weltweit für Solidarität, Fairness und den Schutz von Umwelt und Klima ein. Als Finanzinstitution der Steyler Missionare teilen wir natürlich diese Werte und richten unser Handeln nach ihnen aus. Zugleich unterstützen wir die weltweite soziale Projektarbeit des Ordens, der die Steyler Ethik Bank 1964 als erste deutsche Nachhaltigkeitsbank ins Leben rief. Selbstverständlich ist diese Unterstützung keine Einbahnstraße. Genauso wichtig ist, was die Steyler Ordensvertreter für die Steyler Ethik Bank tun. Mit ihren Erfahrungen und Kenntnissen bereichern sie die Arbeit der Bankgremien und sorgen so für das einzigartige Profil der Steyler Ethik Bank. Mit Bruder Carlos Ferrada SVD stellen wir Ihnen ein Mitglied unseres Ethik-Anlagerates vor.
Nach Ihrem erfolgreichen Jurastudium haben Sie sich Gedanken über Ihr Leben gemacht und schließlich beschlossen, dem Orden der Steyler Missionare beizutreten. Was hat Sie dazu gebracht?
In einer Welt, die durch Rassismus und Nationalismus gespalten und verwundet ist, bezeugen die Steyler Missionare, dass es möglich ist, internationale und interkulturelle Gemeinschaften aufzubauen. Mich beeindruckte die Internationalität des Ordens und die Vielfalt der Dienste in der ganzen Welt: Die Steyler Missionare unterhalten Krankenhäuser, Universitäten und Schulen, haben Nichtregierungsorganisationen gegründet, sind in Kirchengemeinden tätig. Ja, sie haben sogar eine eigene Bank.
Zurzeit sind Sie in Rom als Koordinator der Steyler Missionare für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung tätig. Können Sie uns etwas über die Bedeutung dieses Amtes erzählen?
Bei ihrer Versammlung im Jahr 1971 schrieben die Bischöfe in einem offiziellen Dokument: "Der Einsatz für die Gerechtigkeit und die Teilnahme an der Umgestaltung der Welt erscheinen uns in vollem Umfang als eine konstitutive Dimension der Verkündigung des Evangeliums." Seitdem haben viele andere Dokumente der Kirche die Anforderungen des Evangeliums an die Mission der Kirche verdeutlicht.
Es geht also darum, die Welt aktiv zu gestalten …
Ja, das bekräftigte bereits 1982 das 12. Steyler Generalkapitel: Alle Steyler Missionare sind aufgerufen, sich entschlossener für die Förderung von Gerechtigkeit und Frieden in Solidarität mit den Armen und Unterdrückten einzusetzen.
Wie zeigt sich diese Solidarität mit den Armen und Unterdrückten?
Es gibt viele Initiativen und Anstrengungen, um die Welt zum Guten zu verändern. Ich komme gerade aus Brasilien, wo ich das Netzwerk „Rede Rua“ besucht habe. Zwei Steyler Missionare in Sao Paolo haben es gegründet, um denen zu helfen, die auf der Straße leben. In ihren Zentren werden die Obdachlosen wie Menschen behandelt: Sie können dort duschen, ihre Sachen in Schließfächern aufbewahren, sich ausruhen und einen Kaffee trinken, ihre Kleidung waschen … Vor allem aber können sie dort Berufe erlernen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Im Süden der Philippinen, wo ich sechs Jahre lang tätig war, habe ich mehrmals die von Pater Heinz Kulüke gegründeten Sozialprojekte besucht und in Balay Samaritano, einem Heim für ältere Menschen und Straßenkinder, mitgearbeitet. Die Welt ist besser geworden durch die Präsenz der Steyler Missionare.
Seit 2020 unterstützen Sie die Steyler Fair Invest als Mitglied unseres Ethik-Anlagerats. Welche Themen sind für Sie neu? Wie können Ihre Erfahrungen dem Gremium helfen?
Nun, ich habe nie im Bereich Finanzen und Investitionen gearbeitet und bin daher nicht mit der Fachterminologie vertraut. Daher ist fast alles neu für mich. Aber meine Erfahrung als Ordensmann und meine Sorge um die Menschen und die Umwelt haben mich für die negativen Folgen einiger Wirtschaftssektoren sensibilisiert. Beispielsweise ist der Bergbau in unterentwickelten Ländern in der Regel mit vielen negativen Aspekten verbunden: Das fängt bei Korruption an und reicht über die Vertreibung der lokalen Bevölkerung sowie die Verschmutzung von Böden, Flüssen und Grundwasser bis zur Zerstörung der Artenvielfalt.
Welchen Einfluss hat Ihrer Meinung nach der Finanzsektor auf ökologische und soziale Probleme? Ist er eher Teil des Problems oder möglicherweise Teil der Lösung? In welche Richtung muss sich das Finanzwesen Ihrer Meinung nach weiterentwickeln?
Der Finanzsektor kann an dem unverantwortlichen, ja sogar kriminellen Verhalten einiger Unternehmen mitschuldig sein. Daher ist es sehr wichtig, die Unternehmen, die in das Investitionsportfolio einer Bank aufgenommen werden, sorgfältig zu prüfen. Unternehmen, die gegen Menschen-, Arbeits- und Umweltrechte verstoßen, müssen ausgeschlossen werden.
Aus der Sicht einer Bank, die einer katholischen Ordensgemeinschaft angehört, sollten sich die Finanzanlagen auf nachhaltige und sozial verantwortliche Unternehmen konzentrieren, die durch die von ihnen produzierten Waren und Dienstleistungen zur Schaffung einer besseren Gesellschaft beitragen.
Vielen Dank für das Gespräch.
Zur Person
- Name: Carlos José Ferrada Montero
- Geburtsjahr: 1979
- Geburtsort: Santiago, Chile
- Erlernter Beruf: Jurist
- Eintritt in den Orden: 2006
- Aufgaben im Orden, u.a.:
- Team Campus-Pastoral in der Steyler Universität in Tagbilaran City, Bohol (Philippinen)
- ab 2018: Generalkoordinator der Ausbildung der Brüder im Steyler Orden
- seit 2021: Koordinator für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung im Steyler Orden