Umstrittenes Umweltprojekt: So unterstützen wir die lokale Bevölkerung

Auf der indonesisches Insel Flores finanziert die Kreditanstalt für Wiederaufbau ein Geothermie-Projekt. Doch in der Bevölkerung regt sich Widerstand. Es geht um mögliche Ernteverluste und die Verletzung angestammter Landrechte von Indigenen. Wir halten Wertpapiere der KfW und stehen daher im kritischen Dialog mit der Entwicklungsbank. Gemeinsam mit den Steyler Missionaren, die vor Ort sind, begleiten wir so die schwierige Suche nach der Wahrheit.

Foto von Protesten gegen ein Krafwerksprojekt auf der indonesischen Insel Flores

Proteste in Poco Leok, Flores gegen ein Kraftwerksprojekt

Im Jahr 2012 ging auf der Insel Flores das staatliche Geothermiekraftwerk Ulumbu in Betrieb. Indonesien liegt auf dem pazifischen Feuerring. Kein anderes Land hat so gute Voraussetzungen für die Erdwärmegewinnung.

Was dem Klima hilft, hat möglicherweise Schattenseiten. So beklagen die lokalen Bauern sinkende Ernteerträge bei Kaffee, Obst und Gemüse. Es wird vermutet, dass die Kraftwerk-Bohrungen Schwefelwasserstoffe (H2S) freigesetzt haben, die sich negativ auf die Pflanzen auswirken. 

Ob das Kraftwerk die Ursache ist, wissen wir nicht mit Sicherheit. Unstrittig ist aber, dass Geothermieprojekte in Indonesien zu lokalen Konflikten führen, insbesondere mit indigenen Bevölkerungsgruppen. Daher sind Lösungen gefragt, denn die Regierung setzt voll auf Erdwärme und will bis 2038 viele neue Kraftwerke bauen. Auch die Kapazität von Ulumbu soll auf 40 Megawatt vervierfacht werden. 

Unternehmensdialog gestartet

Hier kommen wir als Steyler Ethik Bank ins Spiel. Die Ordensgemeinschaft der Steyler Missionare, zu der unser Institut gehört, ist in Indonesien stark verwurzelt. Pater Simon Suban Tukan arbeitet im Umfeld von Ulumbu. Er kritisiert, dass der geplante Ausbau Landflächen umfasst, die den Indigenen heilig sind. Auch Besitzrechte würden verletzt. Pater Tukan bat uns daher, Einfluss auf den Geldgeber KfW zu nehmen.

Mit dieser Forderung ist er nicht allein. Der indonesische Missionar Pater Budi Kleden ist seit 2024 Erzbischof auf Flores. Auch im seinem Erzbistum mit Namen Ende sind neue Kraftwerke an Orten geplant, an denen indigene Familien leben. Bei Protesten gegen den Ausbau war die Stimmung zwischen Polizei, privaten Sicherheitskräften und Demonstrierenden aufgeheizt. Anwohner berichteten gegenüber lokalen Medien von unverhältnismäßiger Gewalt und Verletzten. Nach Dialogen mit den Betroffenen sprach sich Bischof Kleden öffentlich gegen die Projekte aus und stellte sich so an die Seite der einfachen Menschen. Sein Wort hat für uns Gewicht, schließlich kennen wir Erzbischof Kleden sehr gut. Über viele Jahre engagierte er sich aktiv im Ethik-Anlagerat unserer Bank.

Auf unsere Intervention hin hat die KfW nachgeforscht und erste Erkenntnisse gewonnen. Auch die Förderbank sieht die Rechte der Indigenen nicht ausreichend gewahrt. Als Maßstab für eine Beurteilung dient die „Erklärung über die Rechte indigener Völker“, die 2007 von den Vereinten Nationen veröffentlicht wurde. Darin wird das Prinzip der freien, vorherigen und informierten Zustimmung bekräftigt (FPIC – Free, prior and informed consent). Konkret bedeutet das: Sind die Rechte indigener Völker durch Projekte betroffen, müssen die Indigenen in einem geordneten Prozess eingebunden und um ihre Zustimmung gebeten werden. Laut Aussagen der KfW wurde dieser FPIC-Prozess nicht ordnungsgemäß durchgeführt und muss wiederholt werden. 

Was weiter passiert? Aktuell ist das offen. Wir bleiben am Ball und berichten in unseren kommenden Newsletterausgaben. 

 

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